Jährlich finden in der Woche rund um den 12. März in Wien Gedenkkundgebungen anlässlich der Annexion Österreichs durch Hitlerdeutschland im März 1938 statt. Veranstaltet werden diese von der Arbeitsgemeinschaft der NS- Opferverbände, dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes und von erinnern.at in Kooperation mit Wiener Schulen.

Am 15. März 2024 nahm unsere Klasse 4d an der Gedenkfeier am Floridsdorfer Spitz teil. Nach der Begrüßung durch den Obmann der sozialdemokratischen Freiheitskämpfer Hans Schiel und den Floridsdorfer Bezirksvorsteher Georg Papai lasen drei Schüler*innen Texte von Zeitzeug*innen vor.

Der vorgetragene Bericht von Albert Sternfeld, der 1938 erst 13 Jahre alt war (ca. so alt wie die teilnehmenden Schüler*innen), erzählt von der Ghettoisierung der jüdischen Schüler*innen nach dem „Anschluss“ im März 1938. Kinder und Jugendliche konnten 1938 das Land noch vergleichsweise leichter verlassen - von den Erwachsenen hingegen erpressten die Nazis die letzten Ersparnisse für die Erlaubnis zur Ausreise.

Der berührende Text der Zeitzeugin Annette Richter schilderte die nächtliche Flucht ihrer Schwester über die verschneiten Ardennen nach Frankreich. Mitten am Weg, in Schnee und Finsternis, erpressten die Schleuser mit der Drohung, sie sonst stehen zu lassen, noch zusätzliches Geld von den Flüchtenden.

Der Text des England-Emigranten Jenö Kostmann berichtet von den Schwierigkeiten, sich als neu ankommender Flüchtling, ohne Sprachkenntnisse, im riesigen London zurecht zu finden, aber auch von der Initiative, dort ein Haus zu mieten und ein „Austrian Center“ als Treffpunkt der österreichischen Emigrant*innen zu etablieren.

In einem weiteren Beitrag erinnert Stefan Roth vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes an die drei österreichischen Offiziere Karl Biedermann, Alfred Huth und Rudolf Raschke, die als Teil des militärischen Widerstandes die Zerstörung Wiens in den letzten Kriegstagen verhindern wollten. Ihr mutiger Versuch wurde verraten, woraufhin die drei Offiziere von den Nazis am Floridsdorfer Spitz erhängt wurden. Eine Gedenktafel im Eingangsbereich des Bezirksamtes erinnert an sie.

Zum Abschluss der würdigen Gedenkfeier legten der Bezirksvorsteher, die Vertreter der drei Opferverbände und drei unserer Schüler*innen einen Kranz zu Ehren der Ermordeten und des Widerstandes nieder.

Bernhard Golob, Daniel Harrasser

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